Bildung zentral für Integration
Neben dem Elternhaus prägen auch Bildungseinrichtungen oder die eigene Arbeitsstelle. Auch hier findet Integration maßgeblich statt.
Bildung ist ein Universalschlüssel auf dem Lebensweg jedes Menschen. Sie eröffnet Wissen und Zugang zu anderen Menschen. Und sie öffnet Türen ins Berufsleben und trägt maßgeblich zu einem Leben auf eigenen Beinen und mit guten Zukunftsperspektiven bei. Bildung und Beruf sind wichtige Bestandteile gelungener Integration. Deshalb zielt Integrationspolitik darauf, dass alle faire Chancen auf Bildung und Arbeit haben und nutzen.
Ungleichgewicht bei Bildungschancen
Der nationale Bildungsbericht „Bildung in Deutschland“ von 2022 zeigt, dass weiterhin noch viel zu tun ist. Kinder aus Familien mit Einwanderungsgeschichte wachsen deutlich öfter in einer oder mehreren Risikolagen auf: Im Vergleich zu Kindern ohne familiäre Einwanderungsgeschichte leben sie häufiger in Familien, in denen die Eltern geringer gebildet, seltener erwerbstätig und/oder weniger vermögend sind. Solche ungünstigen Ausgangslagen haben auch Auswirkungen auf den Bildungsweg.
Frühkindliche und schulische Bildung
Zwar haben in den letzten Jahren mehr Schülerinnen und Schüler mit familiärer Einwanderungsgeschichte höhere Bildungsabschlüsse erreicht und die Schule seltener ohne Abschluss verlassen. Es bestehen jedoch weiterhin große Unterschiede zur Vergleichsgruppe ohne familiäre Einwanderungsgeschichte .
Wichtig ist deshalb, Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Förderbedarf gezielt zu unterstützen. Wer zum Beispiel schon in jungen Jahren Zugang zu Sprache und Bildung erhält, hat bessere Chancen für den späteren Bildungserfolg und damit auch bessere Berufsaussichten.
Maßnahmen
Faire und gute Bildungschancen für alle Kinder zu schaffen – das ist eine nationale Kraftanstrengung, die den Einsatz aller Akteure aus Bund, Ländern, Kommunen und Zivilgesellschaft erfordert. Deshalb wurden in der vergangenen Legislaturperiode im Nationalen Aktionsplan Integration im Themenforum „Bildung und Ausbildung als Grundlage gelingender Integration und Teilhabe“ unter anderem folgende Maßnahmen beschlossen:
Das Beherrschen der deutschen Sprache ist eine zentrale Voraussetzung für Bildung, Schulerfolg und damit auch für gesellschaftliche Teilhabe. Als Kernvorhaben wird die Bundesregierung die Ergebnisse aus der ersten Programmphase von „Bildung durch Sprache und Schrift (BiSS)“ in die Fläche tragen und im Rahmen von „BiSS-Transfer“ bis 2025 an rund 2.700 allgemeinbildenden Schulen umsetzen. Das entspricht rund zehn Prozent aller Grundschulen und Schulen in der Sekundarstufe I in Deutschland.
Um den inländischen Fachkräftenachwuchs zu sichern und alle Potenziale der jungen Menschen –auch mit familiärer Einwanderungsgeschichte – beim Übergang von der Schule in den Beruf zu aktivieren, haben Bundesregierung und Länder vereinbart, die erfolgreiche Initiative „Bildungsketten“ fortzusetzen, weiterzuentwickeln und auszubauen.
Die Hochschulprogramme des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für Flüchtlinge werden in erweiterter Form fortgeführt, um die Integration studierwilliger und -fähiger Geflüchteter an deutschen Hochschulen zu fördern. Damit werden die Arbeitsmarkt- und Teilhabechancen hochqualifizierter Geflüchteter in Deutschland gesteigert.
Die Bundesregierung plant die Einrichtung eines Startchancen-Programms, mit dem Kindern und Jugendlichen bessere Bildungschancen unabhängig von der sozialen Lage ihrer Eltern ermöglicht werden sollen. Hier sollen mehr als 4.000 allgemein- und berufsbildende Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler besonders und dauerhaft, zum Beispiel mit Stellen für schulische Sozialarbeit, gestärkt werden.
Außerdem soll ein Bildungsgipfel einberufen werden, auf dem sich Bund, Länder, Kommunen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft über neue Formen der Zusammenarbeit und gemeinsame ambitionierte Bildungsziele verständigen.
Berufliche Bildung
Für viele junge Menschen mit familiärer Einwanderungsgeschichte ist der Übergang von der Schule ins Berufsleben eine besondere Herausforderung. Dies gilt selbst bei gleicher Vorbildung und sozialer Herkunft, gleichem Suchverhalten und gleicher Ausbildungsmarktlage wie bei ihren Altersgenossen ohne Einwanderungsgeschichte.
Wichtig ist deshalb, die Gründe dafür zu beleuchten, die Ursachen zu erkennen und Rahmenbedingungen für gleiche Chancen zu schaffen. Hinzu kommen die besonderen Herausforderungen aufgrund der Corona-Pandemie: Viele junge Menschen mit Einwanderungsgeschichte lernen in Branchen, die von den Auswirkungen der Pandemie besonders hart getroffen wurden.
Gemeinsam mit den Partnern der Allianz für Aus- und Weiterbildung wurden Maßnahmen entwickelt und umgesetzt, um ihnen gute Startchancen in eine duale Ausbildung zu ermöglichen oder sie bei der Prüfungsvorbereitung bestmöglich zu unterstützen.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales erprobt aus einer Initiative des Nationalen Aktionsplans Integration heraus beispielweise spezielle Auszubildendenkurse im Rahmen der Deutschsprachförderverordnung (DeuFöV), um Auszubildende besser auf die sprachlichen Anforderungen ihrer Berufsschulen und ihrer Abschlussprüfungen vorzubereiten.
Arbeitsmarkt
Teilhabe am Arbeitsleben ist essentiell für gesellschaftliche Integration.
Es ist ein zentraler Auftrag der Integrationspolitik, allen Menschen, ob mit oder ohne Einwanderungsgeschichte, gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Es bedarf fortlaufender Anstrengungen bei allen Arbeitsmarktpartnerinnen und -partnern, um gute Rahmenbedingungen zu schaffen und alle vorhandenen Potenziale zu fördern und internationale Talente für Deutschland zu interessieren.
Dafür setzt sich die Integrationsbeauftragte nachdrücklich im Rahmen der Fachkräftestrategie der Bundesregierung ein. Eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Integrationsbeauftragten und der Bundesagentur für Arbeit zielt darauf ab, die Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Einwanderungsgeschichte weiter voranzubringen. Die Zusammenarbeit setzt einen besonderen Fokus auf die Förderung des gleichberechtigten Zugangs zum Arbeits- und Ausbildungsmarkt, vor allem für Frauen mit Einwanderungsgeschichte.
So unterstützt beispielsweise das gemeinsam von der Integrationsbeauftragten und der Bundesagentur für Arbeit entwickelte Modellprojekt Fem.OS Frauen aus Drittstaaten. Mit aufsuchender, niedrigschwelliger Beratung in den sozialen Medien, in zwölf Sprachen werden Frauen in ihrer individuellen, beruflichen und gesellschaftlichen Integration in Deutschland gestärkt.
Mit verschiedenen Aktivitäten und Maßnahmen unterstützt die Integrationsbeauftragte ein gründungsfreundliches Umfeld und die Sichtbarkeit von Unternehmerinnen und Unternehmern mit Einwanderungsgeschichte.
Berufliche Sprachförderung
Flankierend zu den allgemeinen Integrationskursen zur Wertevermittlung und Sprachförderung gibt es die wichtige berufliche Sprachförderung. Sie ermöglicht eingewanderten Menschen neben den allgemeinen Deutschkenntnissen auch fachspezifische Deutschkenntnisse zu erwerben, die sie für ihren Berufsweg benötigen. Das sind zum Beispiel die berufsbezogenen Sprachkurse für Eingewanderte und Flüchtlinge.