Digitales Streetwork von Frauen für Frauen

  • Startseite
  • Staatsministerin

  • Ich möchte mehr wissen über

  • Integrationsarbeit in den Bereichen

  • Medien

  • So erreichen Sie uns

Teambesprechung der Fem.OS-Beraterinnen: So geht digitales Streetwork. 

Teambesprechung der Fem.OS-Beraterinnen: So geht digitales Streetwork. 

Foto: Integrationsbeauftragte/Coddou

„So, alle mal herhören, Teambesprechung in fünf Minuten, ja?“ Rossina Ferchichi lacht und klatscht in die Hände. Auch heute ist in Berlin-Reinickendorf viel zu tun: Die gelernte Stadtplanerin und das Team von Fem.OS stehen Frauen mit Einwanderungsgeschichte in den sozialen Medien mit Rat und Tat zur Seite. Sie geben dort Starthilfe bei der Integration. Sie machen Digital Streetwork von Frauen für Frauen, gefördert von der Integrationsbeauftragten. 

In einer ehemaligen Maschinenfabrik aus der Gründerzeit des 19. Jahrhunderts setzt Minor das Projekt um. Das lichtdurchflutete Backsteingebäude hat viel erlebt: Hier wurden vor 100 Jahren Zahnräder und Antriebe für Motorräder und LKWs hergestellt. Heute sorgt Fem.OS dafür, dass ein Rädchen in das nächste greift, damit eingewanderte Frauen schnell und selbstbewusst ihren Integrationsweg in Deutschland gehen können.

Von der ersten Frage im Chat bis zur Vermittlung in Arbeit

Die Beraterinnen nehmen bei Facebook oder Telegram gezielt Kontakt zu den Gruppen der Frauen auf. Dort beantworten sie alle Fragen rund um das Leben und Arbeiten in Deutschland. Auch in der Muttersprache der Einwanderinnen: In Reinickendorf wird neben Deutsch auch Englisch, Französisch, Türkisch, Paschtu, Russisch, Portugiesisch, Spanisch, Persisch, Arabisch oder Serbisch gesprochen und in die Tastaturen getippt. Das Besondere an dem Projekt ist der schnelle Zugang in die Beratung der örtlichen Arbeitsagenturen und Jobcenter. Das Digital Streetwork von Fem.OS schafft Vertrauen und vernetzt Frauen von Flensburg bis Füssen, von Aachen bis Anklam.   

Eliana ist bei Fem.OS die Expertin für rechtliche Fragen. Sie berät auf Spanisch und Deutsch.

Eliana ist bei Fem.OS die Expertin für rechtliche Fragen. Sie berät auf Spanisch und Deutsch. 

Foto: Integrationsbeauftragte/Coddou


Die Beraterinnen sind die Erfolgsgarantinnen

Eliana ist eine von zehn Beraterinnen. Die spanische Volljuristin ist Expertin im deutschen Migrationsrecht und kennt die Kniffe bei sozial- und aufenthaltsrechtlichen Fragen: „Ich bin seit Juni 2020 dabei und nach wenigen Wochen in 45 Facebook-Gruppen aktiv. Dort berate ich Frauen mit argentinischen, chilenischen oder kolumbianischen Wurzeln. Die meisten haben Fragen zum deutschen Arbeitsmarkt und Aufenthaltsrecht. In den sozialen Medien können wir schnell antworten: keine Wartezeiten, sofort Feedback, alles Zack-Zack.“

Mittlerweile ist Fem.OS in über 1000 Orten in den sozialen Medien unterwegs und erreicht dort Frauen mit Millionen-Reichweite. Die Beratungsarbeit ist vielfältig, die Fragen sind anspruchsvoll: Wie kann ich in Deutschland eine Ausbildung starten? Wo kann ich meinen mitgebrachten Bachelor-Abschluss in Soziologie anerkennen lassen? Welchen Aufenthaltsstatus hat mein in Deutschland geborenes Baby? Fördert die Arbeitsagentur eigentlich auch eine Ausbildung in Teilzeit?

Nazlı berät auf Türkisch und Deutsch.

Nazlı berät auf Türkisch und Deutsch. 

Foto: Integrationsbeauftragte/Coddou

Nazlı ist neu im Team und muss sich erst einmal einen Überblick verschaffen: „Ich recherchiere bei Facebook, wo Frauen mit türkischen Wurzeln aktiv sind und sich organisieren. Dann sortiere ich, was sie am meisten umtreibt. Es geht ihnen viel um Kurzarbeit, Arbeitsrecht, Kinder- oder Elterngeld. Nach wenigen Wochen merke ich, dass unser Team etwas mit den Frauen in der Beratung und der deutschen Gesellschaft teilt: Wir kommen aus verschiedenen Communities oder Milieus, aber wir haben das gleiche Ziel. Wir wollen, dass alle ihren Weg gehen und ihre Potenziale einbringen können. Natürlich auch wir Frauen!“

Taissiya berät auf Russisch und Deutsch.

Taissiya berät auf Russisch und Deutsch. 

Foto: Integrationsbeauftragte/Coddou

Ein riesiger Vorteil: Die Beraterinnen wissen aus eigener Erfahrung, wie wichtig und gleichzeitig herausfordernd es ist, in einer neuen Umgebung den entscheidenden Hinweis zu bekommen. Damit das Ankommen und die Integration klappen. Ob Zeinab aus Teheran, Eliana aus Madrid oder Nazlı aus der Türkei – diese Frauen gehen erfolgreich ihren Weg in Deutschland und sind bei Fem.OS die Erfolgsgarantinnen für das Digital Streetwork.  

Gleichberechtigung und gleiche Chancen für alle Frauen

Die Teambesprechung ist vorbei, zurück an die Beratungsarbeit. Taissiya tippt hochkonzentriert in ihre Tastatur. Die Kopfhörer immer griffbereit, auch mal aufgesetzt, wenn es wie heute in der alten Maschinenfabrik hoch hergeht. Gerade kommt die Frage rein, wo denn am besten eine Ausbildung im Pflegebereich gemacht werden könne. Auch da wird Taissiya weiterhelfen. Zwei Gedanken leiten sie, die auch zeigen, worauf es bei der Integration ankommt: „Wir sollten die eigene Einwanderungsgeschichte als Vorteil sehen. Und wir müssen konsequent für die Gleichberechtigung von Frauen mit und ohne Einwanderungsgeschichte arbeiten.“: „Wir sollten den sogenannten Migrationshintergrund auch mal als Vorteil sehen. Und wir müssen konsequent für die Gleichberechtigung von Frauen mit und ohne Einwanderungsgeschichte arbeiten.“ Das Team von Fem.OS sorgt im Auftrag der Staatsministerin dafür, dass es hier vorangeht.

Fem.OS  ist die Kurzform für das Projekt „Aufsuchendes Orientierungs- und Beratungs-System in den sozialen Medien für Migrantinnen“. Die Beauftragte fördert das Projekt von Mai 2020 bis Juni 2023. Das Projekt wird in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit umgesetzt. Träger ist Minor - Projektkontor für Bildung und Forschung. Das Ziel: Mit aufsuchender Information, Erst- und Verweisberatung in den sozialen Medien die individuelle, berufliche und gesellschaftliche Integration von Frauen mit Einwanderungsgeschichte stärken und den Zugang zum Arbeitsmarkt ebnen. Dabei konzentriert sich das Projekt auf die Beratung von Einwanderinnen aus Staaten außerhalb der Europäischen Union.