Gesellschaft und Teilhabe
Integration wird in den Städten, Landkreisen und Gemeinden gestaltet. Hier leben die Menschen, hier gibt es Begegnungen und hier findet Integrationsarbeit einen starken Motor.
Integration findet vor Ort statt. Kommunen nehmen daher eine Schlüsselrolle ein und erbringen einen wesentlichen Beitrag für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft und die Integration aller Bevölkerungsgruppen. Dies gilt nicht erst seit dem deutlichen Anstieg der Einwanderungs- und Flüchtlingszahlen. Doch diese Entwicklung zeigte einmal mehr, wie wichtig es ist, Integration vor Ort in den Kommunen zu gestalten.
Erst Unterbringung, jetzt Integration
In den letzten Jahren sahen sich die Großstädte sowohl mit einer verstärkten Einwanderung von Unionsbürgerinnen und -bürgern als auch mit stark angestiegenen Asylbewerberzahlen konfrontiert. Gerade 2015 ging es zuallererst um die Frage der Erstaufnahme von Flüchtlingen. Bisweilen galt es, innerhalb einer Nacht hunderte Menschen unterzubringen.
Mit dem Rückgang der Asylbewerberzahlen ab Frühjahr 2016 rückten Integrationsthemen in den Vordergrund:
- Was ist erforderlich, um Flüchtlingen Zugang zu Kitas, Schulen, Ausbildung und Arbeitsmarkt zu bieten?
- Was braucht es, um ihnen Deutschsprachförderung und dezentrale Wohnunterbringung zu ermöglichen?
- Und wie können sie vom Gesundheitswesen profitieren und sich in die Gesellschaft integrieren?
Einige Kommunen setzten auf altbewährte Strukturen, andere schufen neue. Insgesamt war aber klar: Wer bereits im Vorfeld über integrationspolitische Handlungskonzepte, strategische Ansätze und funktionierende Strukturen verfügte und wer gut mit zivilgesellschaftlichen Gruppen wie Migrantenorganisationen vernetzt war, konnte den Herausforderungen besser begegnen.
Langezeit betrachtete man Integration vor Ort überwiegend aus großstädtischer Perspektive und ballungsraumbezogen. Das hat sich verändert und inzwischen rücken zunehmend die ländlichen Räume in den Fokus. Hier leben rund 57 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner und mehr als 40 Prozent der ausländischen Bevölkerung. Hier gibt es vielerlei spezifische Chancen wie zum Beispiel ein hohes zivilgesellschaftliches Engagement, ein persönliches soziales Gefüge und zum Teil preiswerterer verfügbarer Wohnraum.
Integration in der Stadt und auf dem Land
Die Studie Zwei Welten? Integrationspolitik in Stadt und Land hat in den Jahren 2018 und 2019 Integrationspolitik in 92 Kommunen untersucht und ergab unter anderem folgende Befunde:
Auch ländliche Kommunen haben Migrationserfahrung – aber häufig weniger gut ausgebaute Strukturen. Zudem wird deutlich, dass Städte nicht per se besser auf Migration eingestellt, und ländliche Regionen nicht automatisch unprofessionell sowie integrationspolitisch unterentwickelt sind. Lokale Narrative und Schlüsselpersonen können den Unterschied machen.
Die Fluchtzuwanderung der Jahre 2015 und 2016 hat wie ein Katalysator für kommunale Integrationspolitik gewirkt. Kommunen begannen, sich breiter und strategischer auf Migration und migrationsbedingte Vielfalt einzustellen. Integrationskonzepte erlebten hierbei einen „zweiten Frühling“.
Der Nationale Aktionsplan Integration stärkt den Integrationsmotor Kommune
Damit Kommunen ihr Integrationspotenzial entfalten können, sind gute Strukturen und Instrumente vonnöten. Wichtig ist, dass die einzelnen lokalen Behörden wissen, was die jeweils anderen Stellen tun. Zudem braucht es eine gute Vernetzung sowie Austausch zwischen Kommunen.
Daher stand die Bedeutung von Kommunen und insbesondere das kommunale Verwaltungshandeln auch im Fokus des Themenforums „Integration vor Ort“, das im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Integration stattfand. Hier hatte die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gemeinsam mit dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat die Federführung.
Kommunaler Qualitätszirkel Integration
Der Kommunale Qualitätszirkel Integration hat in seinem Manifest betont: „Kommunen können Integration – im Zusammenwirken von Verwaltungen, Wohlfahrtsverbänden, Religionsgemeinschaften, Kirchen, Vereinen, Arbeitsmarktakteuren und einer engagierten Bürgerschaft“. Und er hat darauf hingewiesen, dass „im Grundsatz (…) auch die neuen Aufgaben der Flüchtlingsintegration mit den bewährten Instrumenten der kommunalen Integrationspolitik zu meistern“ sind.
Damit ist aber noch nicht alles getan. Städte und Kreise müssen mit ihrer Praxiskompetenz stärker beteiligt werden - bei der Planung und Entwicklung von Förderprogrammen des Bundes, der Länder, der Stiftungen und weiterer Kooperationen.
Gut zu wissen:
Integration, Teilhabe, Inklusion, Person mit familiärer Einwanderungsgeschichte, Flüchtling, Asylbewerber? Welcher Begriff wird in welchem Kontext verwendet? Zur Anregung einer reflektierten Begriffsverwendung hat der Kommunale Qualitätszirkel zur Integrationspolitik im März 2017 eine Handreichung Begriffe der Einwanderungs- und Integrationspolitik veröffentlicht.