15 Punkte zur Stärkung der Integration durch Bildung     

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Staatsministerin Widmann-Mauz bei der Kultusministerkonferenz

Staatsministerin Widmann-Mauz bei der Kultusministerkonferenz

Foto: Integrationsbeauftragte/Franquesa

Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, hat sich im Rahmen der 363. Sitzung der Kultusministerkonferenz mit den Bildungsministerinnen und Bildungsministern der Länder getroffen, um über Integration durch Bildung zu beraten. Unterstützt durch die Bildungsministerinnen und Bildungsministern von Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein hat die Integrationsbeauftragte 15 Punkte zur Stärkung der Integration durch frühkindliche und schulische Bildung vorgelegt.

Staatsministerin Annette Widmann-Mauz: „Die Länder haben bei der Integration Geflüchteter Enormes geleistet. Deshalb ist es gut, dass der Bund die Länder und Kommunen mit zusätzlichen Mitteln für die Integration von Geflüchteten unterstützt. Gerade die frühkindliche und schulische Bildung ist entscheidend für die Integration und Zukunftschancen aller Kinder - mit und ohne familiäre Einwanderungsgeschichte. Diesen Bereich weiter zu stärken, kommt der gesamten Gesellschaft zugute. Dazu sind weitere Anstrengungen erforderlich.“

15 Punkte zur Stärkung der Integration durch frühkindliche und schulische Bildung

Sprachförderung

Kinder müssen befähigt werden, dem Unterricht zu folgen, wenn sie in die Schule kommen:

1. Die Sprachvorbereitungsklassen für geflüchtete Kinder waren ein Erfolg und haben gezeigt, wie die schulvorbereitende Vermittlung von Sprache gut funktionieren kann. Diese zusätzlichen Maßnahmen zur Sprachvermittlung sollten allen Kindern mit Sprachförderbedarf zugutekommen - mit und ohne familiäre Einwanderungsgeschichte. Die frei werdenden Mittel für Sprachvorbereitungsklassen müssen für die schulvorbereitende und -begleitende Sprachvermittlung weiterhin zur Verfügung stehen. 

2. Um Kinder gezielt mit Blick auf ihre Schulfähigkeit fördern zu können, müssen die Sprachstandserhebungen bereits früh ansetzen, z.B. als vorgezogene Schuleingangsuntersuchung. Damit ist sichergestellt, dass Fördermaßnahmen allen Kindern mit Sprachförderbedarf zugutekommen, nicht nur Kita-Kindern.

3. Die Intensität der Fördermaßnahmen muss sich am Förderbedarf ausrichten. Erfolgreiche Konzepte der Sprachstandserhebung und der Sprachförderung sollen in die Fläche getragen werden. Grundlage hierfür bietet die (noch bis 2019 laufende) Bund-Länder-Forschungsinitiative „BISS-Bildung in Schrift und Sprache“, die die Qualität von Sprachstandserhebungen und die Wirksamkeit unterschiedlicher Sprachfördermaßnahmen in Kita und Schule untersucht.

4. Sprachförderung muss früh in der Kita beginnen und in der Schule fortgesetzt werden. Erzieher, Lehrkräfte und Pädagogen müssen schon in der Ausbildung zur Sprachförderung befähigt werden.

Interkulturelle Kompetenz und Antidiskriminierung in Kitas und Schulen

Lehrerinnen und Lehrern muss der Rücken gestärkt werden bei der Lösung interkultureller Herausforderungen und Konflikte im Schulalltag.

5. Wichtig ist, dass Schulen eine neutrale Anlaufstelle haben, an die sich Schüler, Eltern und Lehrkräfte im Konfliktfall wenden können. Unabhängige externe Beratungsstellen sollten flächendeckend eingerichtet werden.

6. Um gezielt Strategien zur Vermeidung von Antisemitismus entwickeln zu können, ist es notwendig, dass Fälle von Antisemitismus von den Schulen erfasst und anonymisiert an eine zentrale Stelle weitergegeben werden können.

7. Interkulturelle Kompetenz muss verbindlicher Bestandteil der Aus- und Weiterbildung von Lehrern und Erziehern werden. Das hilft, auch unbewusste Diskriminierung frühzeitig zu erkennen und erleichtert die Elternarbeit.

8. Die Vielfalt unserer Bevölkerung muss sich auch in den Lehrerkollegien und Kitas widerspiegeln.

9. Rahmenlehrpläne und Schulbücher müssen Vielfalt in der Einwanderungsgesellschaft widerspiegeln.

10. Persönliche Kontakte zu unterschiedlichen Kulturen und Lebenswelten helfen, Vorurteile abzubauen. Wo direkte Kontakte bestehen, sind positive Einstellungen zur Integration und zum Miteinander stärker ausgeprägt. Deshalb ist es wichtig, Orte der Begegnung zu schaffen, zum Beispiel durch Jugendaustausch.

Erzieher und Lehrerberuf aufwerten

Erzieher und Lehrer leisten einen unersetzlichen Beitrag für die Zukunft von Kindern und damit unserer ganzen Gesellschaft. Deshalb muss der Erzieher- und Lehrerberuf attraktiver werden – durch gute Rahmenbedingungen und angemessene Bezahlung.

11. Lehrkräfte sollen sich stärker ihrer eigentlichen Arbeit widmen können: dem Unterricht. Dafür bedarf es Unterstützung, insbesondere durch Sozialarbeit und Entlastung in der Verwaltungsarbeit. In einigen Ländern erfolgen Kooperationen in multiprofessionellen Teams vor Ort (Lehrkräfte, Sozialarbeiter, Schulpsychologen und andere Unterstützer).

12. Die Herkunft darf nicht über die Zukunft eines Kindes entscheiden. Bildungsgerechtigkeit ist eine notwendige Voraussetzung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Schulen, die vor besonderen Herausforderungen stehen, müssen daher besonders unterstützt werden, insbesondere durch eine angemessene Personalausstattung.

13. Erzieherinnen und Erzieher leisten einen wichtigen Beitrag für die Integration und Zukunftschancen von Kindern. Dafür haben sie Anerkennung, insbesondere aber auch eine faire Bezahlung verdient.

Elternarbeit

Lehrkräfte und Eltern tragen gleichermaßen Verantwortung für den Bildungserfolg der Kinder. Wir müssen daher Eltern in die Verantwortung nehmen, sie stärken und mehr Elternbeteiligung ermöglichen.

14. Bildungschancen hängen wesentlich davon ab, dass Eltern und Lehrkräfte in der Unterstützung von Kindern an einem Strang ziehen. Zu diesem Zweck geschlossene Bildungs- und Erziehungspartnerschaften als Vereinbarung zwischen Eltern und Schulen sind dafür ein guter Weg. Die Bildungs- und Erziehungspartnerschaft sollte obligatorischer Bestandteil der Elternarbeit werden. In der Vereinbarung werden gegenseitige Erwartungen von Eltern und Lehrkräften sowie Verantwortungsbereiche zur Unterstützung des Bildungsverlaufs von Kindern klar definiert. 

15. Migrantenorganisationen haben eine besondere Verantwortung, wenn es darum geht, Eltern mit Einwanderungsgeschichte zu erreichen. Diese wichtige Rolle muss weiter gestärkt werden.