Antirassismus
Die Antirassismusbeauftragte fördert seit 1. Januar 2023 deutschlandweit ein neues Modellvorhaben: Wer von Rassismus betroffen ist, soll auf eine professionelle, communitybasierte Beratung zählen können.

Von Rassismus Betroffene sollen auf eine professionelle, communitybasierte Beratung zählen können.
Foto: wayhomestudio auf Freepik
Dafür werden hauptamtliche Antirassismusberater*innen qualifiziert und Beratungsangebote aufgebaut durch Migrant*innenorganisationen und andere zivilgesellschaftliche Organisationen, auch in ländlichen und kleinstädtischen Räumen. Wir wollen zudem das Monitoring in der Beratung verbessern, damit wir das Dunkelfeld rassistischer Vorfälle weiter erhellen und mehr Betroffene ihre Erfahrungen melden und Unterstützung finden.
Was heißt communitybasierte Beratung?
Communitybasierte Beratung heißt, dass Ratsuchende nach einem rassistischen Vorfall unterstützt werden von Berater*innen, die über spezifisches Wissen zu Rassismus verfügen und aus eigenem Erleben die Situation von Betroffenen verstehen. Communitybasierte Beratung hat somit unmittelbaren Bezug zu den Perspektiven, Erfahrungen und Bedürfnissen der Menschen und der Communities, die Rassismus trifft. Das ermöglicht, besonders sensibel auf Ratsuchende einzugehen. Die Beratung wird mehrsprachig möglich sein und hat einen klaren Fokus auf die Betroffenen.
Was wollen wir erreichen?
Wir wollen Empowerment und Selbstbestimmung stärken und Betroffene zu Akteuren machen: Wer rassistisch angegriffen wird, soll mit eigener Stimme Gehör finden, seine Rechte kennen und selber handeln. Dafür hat das Modellvorhaben drei Bausteine. Erstens: Alle, die rassistische Diskriminierung oder Gewalt erfahren, können direkt eine Erstberatung in Anspruch nehmen und erfahren, wer weiter beraten und bei der Durchsetzung ihrer Rechte helfen kann (Verweisberatung). Zweitens: Es gibt Angebote zum Empowerment und zur Stärkung der eigenen Handlungsfähigkeit. Drittens: Wir reduzieren Lücken bei der Beratungslandschaft, etwa im ländlichen Raum, auch in ostdeutschen Bundesländern.
Wer führt das Modellvorhaben durch?
Vier Projektträger widmen sich dem Aufbau neuer und der Stärkung vorhandener Beratungsstrukturen: der Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland e.V. (DaMOst), der Bundesverband Netzwerke von Migrant*innenorganisationen e.V. (NeMO) sowie die Türkische Gemeinde in Deutschland e.V. (TGD) gemeinsam mit der Bundeskonferenz der Migrant*innenorganisationen (BKMO).
Vier Projektträger qualifizieren haupt- und ehrenamtliche Antirassismusberater*innen und arbeiten für mehr Standardisierung bei der Erfassung und Dokumentation von Melde- und Beratungsfällen. das Landesnetzwerk Migrant*innenorganisationen Sachsen-Anhalt e.V. (LAMSA) gemeinsam mit dem Antidiskriminierungsverband Deutschland e.V. (advd), CLAIM – Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit und der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V. (VBRG).
Wann und wo können Betroffene von Rassismus das Beratungsangebot nutzen?
Aktuell startet die Aufbau- und Qualifizierungsphase bei den Projektträgern. Wir richten bundesweit Modellregionen mit neuen Beratungsstellen für Betroffene von Rassismus und Ratsuchende ein. Ab Herbst 2023 startet dann die Erst- und Verweisberatung.
Bereits identifizierte Modellstandorte sind u.a.:
• Mannheim (Baden-Württemberg)
• Fürstenwalde (Brandenburg)
• Bensheim (Hessen)
• Neubrandenburg, Schwerin, Rostock, Wismar und Greifswald (Mecklenburg- Vorpommern)
• Hannover und Braunschweig (Niedersachsen)
• Bielefeld, Köln und Münster (Nordrhein-Westfalen)
• Chemnitz und Dresden (Sachsen)
• Wernigerode und Halle (Sachsen-Anhalt)
• Neumünster (Schleswig-Holstein)
• Apolda und Arnstadt (Thüringen)
Der Zugang zu und die Durchsetzung von Grundrechten von Menschen, die von Rassismus betroffen sind, trägt dazu bei, die Demokratie und eine offene Gesellschaft als Ganzes zu stärken und gesellschaftliche Spaltungen zu überwinden.